Liebe Verwandte, Bekannte und Freunde,
Vor fünf Jahren, als ich gerade 14 geworden war, bekam ich ein Lesezeichen geschenkt, auf dem stand: "Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie dir an!". Dieses
Ansehen beschränkte sich bis jetzt größtenteils auf Bücher. Ich bekam dieses Lesezeichen zur Konfirmation, weil ich mir Geld gewünscht hatte, damit ich später mal die Welt sehen kann. Dieses
Vorhaben rückte in den Hintergrund und war eher eine Wunschvorstellung. So erwarb ich mit dem Geld meinen Führerschein mit der Begründung, dass ich dadurch ja auch eine große Freiheit erlangen
würde… Jetzt wurde aus der Wunschvorstellung "Reisen - die Welt entdecken" ein Plan:
Ich werde im September mit dem weltwärts Programm (mehr Informationen hier) für 12 Monate nach Namibia reisen. Dort geht es für mich ganz in den Norden nach Ongwediva in die Eluwa Special School,
ein Internat für seh- oder hörbehinderte Kinder.
Als ich die Nachricht bekam, dass ich angenommen wurde und tatsächlich ein Jahr lang in eine neue Kultur eintauchen würde, war meine Freude riesig. Langsam begannen alle Vorbereitungen und ich
realisierte, dass das ganze tatsächlich ernst ist und man so eine Ausreise nicht ohne viel Aufwand antreten kann. Als ich begann, mich näher mit dem Land, in das ich reisen werde,
auseinanderzusetzen, begann ich auch zu realisieren, dass das nicht einfach ein Auslandsjahr wird, in dem ich in einem anderen Land mein "Karmakonto" auffüllen würde. Ich bemerkte, dass da viel
mehr hinter steckt. Dass dieses ganze Konstrukt von Freiwilligen aus dem Globalen-Norden im Globalen-Süden mit viel Kritik behaftet ist. Dass Namibia nicht schon immer Namibia gewesen ist und
Deutschland ganz direkt eine Verbindung zu diesem Land hat.
Ist das gerade das richtige, für das ich mich entschieden habe? Bestärkt meine Handlung nicht das Bild von dem armen Kontinent Afrika, das von den reichen weißen Europäern Unterstützung benötigt? Mir ist absolut bewusst, dass es ein Privileg ist, so eine Reise zu machen. Aber ist dieses Privileg nicht auch die Chance etwas zu tun? Kann oder muss ich nicht genau das nutzen, um etwas gegen dieses blöde gesellschaftliche Konstrukt "Privilegien" zu tun? –
Ich denke: Ja!
Ich habe mich für einen Freiwilligendienst in Afrika über den Sportverein ASC Göttingen entschieden.
Ich möchte in ein anderes Land gehen, um neue Kulturen kennenzulernen, um etwas von der Welt zu sehen, um Erfahrungen zu sammeln, die ich zu Hause nicht sammeln könnte.
Ich sehe dieses Jahr als Möglichkeit, in den kulturellen Austausch zu gehen und gleichzeitig meinen Spaß am Sport weiterzugeben.
Gerade mit der kolonialen Vergangenheit zwischen Deutschland und Namibia empfinde ich es als unglaublich wichtig, dass eine Berührung zwischen den Ländern stattfindet. Der Sport bietet dabei eine neutrale Ebene, bei der die Herkunft und andere sozialen Hintergründe jedes Einzelnen keine Rolle spielen.
Ich denke, dass nicht nur ich mich in diesem Jahr weiterentwickeln werde, sondern dass ich auch Sport als Medium nutzen kann, um den Kindern Werte wie Teamgeist und Fairplay zu vermitteln und ihr Selbstbewusstsein zu stärken.
Wie zuvor geschildert, werde ich über das weltwärts-Programm reisen, welches zu 75% vom BMZ gefördert wird. Diese Geldmittel reichen jedoch nicht aus, um alle grundlegenden Kosten des Programms (Flug, Unterkunft, Verpflegung, Transport, Auslandskrankenversicherung etc.) zu decken. Die Aufnahmeorganisationen in Afrika freuen sich sehr über die Unterstützung durch deutsche Jugendliche, können aber keinen eigenen finanziellen Beitrag zur Umsetzung der Projekte leisten. Die Idee ist daher, dass die Freiwilligen einen Förder- bzw. Spenderkreis für ihre persönlichen Projekte aufbauen, welcher 2.300 € umfasst. Um mein weltwärts-Jahr zu realisieren und die Projekte vor Ort zu unterstützen, bin ich somit auf Eure Spenden angewiesen.
Jeden einzelne Euro, der über die 2.300 € hinausgeht, kann ich zu 100% für meine eigenen Projektideen verwenden. Damit können beispielsweise Sportmaterialien angeschafft, Ausflüge mit den Kindern finanziert oder die Teilnahme an Turnieren bezahlt werden.
Empfänger der Spenden ist der ASC 46, der als eingetragener gemeinnütziger Verein dazu berechtigt ist, Spendenbescheinigungen auszustellen. Jeder gespendete Betrag wird vom ASC 46 für das Programm verwendet und kommt mir und allen meinen Mitfreiwilligen für unsere Arbeit vor Ort zu Gute.
In meiner Einsatzstelle werde ich vormittags den Sportunterricht unterstützen und am Nachmittag die Möglichkeit zur Umsetzung eigener Projektideen haben. An einigen Tagen in der Woche werden wir die Leichtathletikmannschaft der Schule mit trainieren. Außerdem stelle ich mir vor, die Laufbahn der Schule zu reparieren und eine Weitsprunggrube zu bauen. In den Ferien werde ich die Möglichkeit haben, auch noch andere Projekte zu unterstützen oder selbst aufzubauen. So gibt es in der Nähe der Schule einen Freizeitpark mit einem Schwimmbecken, in dem ich Schwimmunterricht anbieten könnte.
Im Moment kann ich nur hoffen, dass dieser Plan aufgeht.
Herzliche Grüße
Hanna
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