Meine erste Woche in Namibia

The Rock Lodge

3.-5.11.


Am Mittwoch ging es von der Arrebosch Travel Logde weiter in die Rock Lodge. Diese liegt etwa eine 1,5 Stunden Fahrt von Windhoek entfernt. Das Gelände ist riesig und direkt in der Natur. Abgesehen von den Mitarbeiter*innen sind dort keine anderen Menschen. 

Als wir ankamen, wurden wir erstmal von Natashja begrüßt, die anstelle von Ulla (die eigentliche Koordinatorin vom ASC hier in Namibia) eingesprungen ist. Danach gab es erstmal eine kleine Überraschung. Wir wurden zu den Hütten geführt, in denen wir dann die nächsten Nächte schlafen sollten. Das waren einfach nur Hütten mit mehreren Doppelstockbetten und sonst nichts weiter. Und auch diese Betten wirkten so, als wären sie schon eine Weile lang nicht mehr da weggekommen oder sauber gemacht worden. Da mussten wir ersteinmal schlucken. Aber gut, an sich sind wir ja auch für sowas hier her gekommen und nicht, um den krassesten Luxusurlaub zu machen. Als wir mitbekamen, dass es aber keine Decken gab, wunderten wir uns schon noch ein bisschen mehr. Bekommen wir da noch was? Als wir Natashja fragten, hieß es nur, dass wir irgendeine Liste bekommen haben sollen, auf der draufgestanden haben soll, dass wir Schlafsäcke mitbringen sollen. Tja, Schlafsäcke hatte die Hälfte der Gruppe nicht dabei. Wir hatten großes Glück und durften in anderen Häusern unterkommen, in denen es dann alles gab. Wir sind uns bis heute nicht sicher, ob das ganze nur ein Scherz gewesen sein sollte oder ernst gemeint war. Auf jeden Fall waren dann gemischte Gefühle bei mir dabei, als wir in die komplett eingerichteten und großen neuen Zimmern kamen. Um lange darüber nachzudenken, blieb nicht viel Zeit. Auch in der Rock Lodge erwartete uns ein Programm. Erst ging es nochmal um Verhaltensregeln und Hinweise zu unserer Sicherheit. Dann gab es aber auch noch spannendere Programmpunkte, wie z.B. Abseilen von einer Felswand. Jerome, der Besitzer der Lodge, arbeitet auch mit Jugendlichen zusammen, die nicht so recht wissen, was sie mit sich anfangen sollen. Er erzählte uns von seiner Arbeit und betonte, dass er sich sehr freut, dass wir da seien. Es sei wichtig, dass Menschen kommen, die Motivation und Engagement nach Namibia bringen. Insgesamt war es super motivierend und bestärkend. Bis zu dem Zeitpunkt war für mich und viele andere aus der Gruppe noch nicht ganz klar, wofür wir jetzt hier sind und ob wir überhaupt so richtig erwünscht sind.

Am Donnerstagabend kam Andre zu uns, der für uns ein Teambuildingprogramm geplant hatte. 

Am Freitag mussten wir wieder früh aus den Betten. Wir mussten schon um 6:15 Uhr aufstehen und haben dann erstmal in der aufgehenden Sonne gesessen. Wir hatten Zeit für uns, zum Wachwerden und zum Genießen der Natur. Danach ging es eigentlich los zu einem 5km Lauf, allerdings war ich immer noch ein bisschen krank und bin mit zwei anderen, die auch die ganze Zeit am Husten waren, dageblieben. Wir haben ein bissen Yoga gemacht. Nach dem Frühstück ging es dann zu einem Parcours. Dieser bestand aus verschiedenen Hindernissen, bei denen wir entweder über etwas balancieren, unter etwas durchkrauchen oder über etwas klettern mussten. Zum Teil konnten diese Hindernisse nur im Team überwunden werden. Und dadurch, dass die Sonne brezelte und wir uns durch den Sand robbten, entstand direkt ein Gemeinschaftsgefühl. Wir mussten alle da durch und machten die gleichen Erfahrungen. Es war anstrengend, aber ein Erfolgserlebnis als wir es dann geschafft hatten. Danach ging es mit einigen anderen Übungen in verschiedenen Gruppenkonstellationen weiter. 

Der Tag war richtig schön, aber auch mal wieder anstrengend. Und dann hieß es duschen, den Schmutz abwaschen und die ganzen Schrammen brennen spüren und verabschieden vom ganzen Rest der Gruppe. Da waren schon gemischte Gefühle dabei. Zum einen war Vorfreude auf alles, was kommen würde dabei, aber es hieß auch, sich von allen zu verabschieden. Die meisten werde ich jetzt für eine ganze Weile nicht mehr sehen... 



6.11.

Nach neun Stunden Fahrt mit über einer Stunde Verspätung sind wir letztlich um 4:30 Uhr in Ongwediva angekommen. 

Diouf, ein Cousin von Yuri (unsere Ansprechperson im Norden) hat uns mit seinem Auto abgeholt und wir sind zu viert hinten auf der Rückbank mitgefahren. Es war auch nachts richtig warm. Nach zwei Stunden Schlaf zu jeweils dritt in einem Bett/ Zimmer, weil die anderen erst am Morgen abgeholt werden konnten, verabschiedeten wir sie in ihre Einsatzstellen. Diouf hat uns dann direkt zum Einkaufen ins Shopping Center in den Laden „ok“ begleitet. Dort konnten wir die ersten wichtigsten Dinge bekommen und essen für die ersten Tage einkaufen. Zu Hause angekommen, wurde der Kühlschrank geputzt, damit die Sachen einsortiert werden konnten. Danach wurde ein bisschen Schlaf nachgeholt. Dann hieß es: Rucksäcke auspacken und ankommen. Wir leben jetzt in einer kleinen Wohnung, die auf dem Grundstück von Yuris Familie ist. Wer dort alles mit wohnt, haben wir noch nicht ganz mitbekommen. Aber ein paar aus der Familie haben wir direkt kennengelernt. Alle waren super nett und haben sich gefreut, uns kennenzulernen.

Insgesamt war der Tag einfach nur sehr sehr anstrengend, weil es hier nochmal um einige Grad heißer ist als in Windhoek. Und selbst in der Nacht kühlt es nicht wirklich ab. 

Zum Glück hat es dann abends geregnet! Dadurch wurde es ein bisschen erträglicher.

Yuri hat uns noch angerufen und gefragt, ob wir am nächsten Tag mit nach Okahao zu Leon und Yannik (zwei andere Freiwillige) fahren wollen. Also ging es nach den Strapazen der letzten Stunden und einem Plan für den nächsten Tag ins Bett.


7. 11.

Spontan sind Ems und Phil (die beiden Freiwilligen aus Eenhana) mit nach Ongwediva gekommen. Erstmal eine genauso spontane Shopping Tour- diesmal mit dem Auto. Dabei konnten wir alles weitere für den Haushalt einkaufen. Kurz wurde noch bei KFC angehalten und Steffen und ich wurden wieder blöd angeguckt, weil wir vegetarisch sind. Zitat von Yuri: „Namibia is the wrong place to be vegetarian.“ Also: "Namibia ist der Falsche Ort, um vegetarisch zu sein"… Dann ging es über die Landstraße weiter nach Okahao zu Leon und Yannik. 

Überall an der Straße haben wir frei rumlaufende Rinder, Ziegen, Esel gesehen. Diese laufen auch einfach auf die Straße, als würde diese keine Gefahr darstellen. Yuri fuhr auf der Landstraße auch sehr viel schneller, als das, was wir aus Deutschland gewohnt sind. Und dadurch, dass wie gesagt einfach überall Tiere waren und auch Menschen direkt and der Straße waren, wurde zwischendurch auch häufiger mal stark abgebremst und gehupt.

Sehr krass waren die vielen Hüttenansammlungen direkt an der Straße mitten im Nichts. Die Hütten bestehen nur aus 5 Seiten Blech und sind vielleicht 9m² groß. Es ist erstaunlich, dass dort wirklich Menschen leben. Bilder, die ich zuvor nur aus dem Fernsehen oder Erzählungen kannte. 


Angekommen, gab es eine kleine Führung auf einem richtig schönen Schulgelände. Auch dieses liegt gefühlt mitten im Nichts, weil selbst Okahao, der nächstgelegene Ort nochmal etwas entfernt ist. Es war richtig schön, die anderen wiederzusehen, die ersten Eindrücke auszutauschen und einfach zu wissen, wo die andern jetzt ihr Jahr verbringen werden. Der Aufenthalt war nur kurz und zurück zu Hause konnten wir anfangen mit ausräumen und einrichten. Das erste war, die Klobrille auszutauschen, weil diese komplett kaputt gewesen war. Weil wir aber kein passendes Werkzeug hatten, haben wir die Familie hier gefragt und direkt Werkzeug bekommen. Richtig genial. Es ist so praktisch, dass die Familie hier direkt wohnt und sie so freundlich zu uns sind. 


Gefühlt gab es an diesem Wochenende keinen Moment, in dem wir mal still saßen - die ganze Zeit gab es irgendetwas zu tun. Hier das eine, dort das andere machen und tun. Das erste Mal mit der neuen Wanne waschen. Das erste Mal so richtig per Hand waschen. Schon ein Erlebnis. Vorallem, weil die dunklen Wolken kein gutes Trocknen verhießen. Und tatsächlich der Wäschegang wurde unterbrochen durch einsetzenden Regen. Also wurde unter der Garage weiter gewaschen. Als der Regen nachließ, wurde alles wieder aufgehängt. Kurz darauf fing es dann doch wieder an zu regnen und wir mussten alles wieder abnehmen und haben es drinnen aufgehangen. Dafür wurden erst einmal Wäscheleinen gespannt. Einfach quer durch die ganzen Räume hindurch, aber es hat funktioniert. Danach schon komplett ausgehungert, weil wir den Tag über nichts wirklich gegessen hatten, wurde erstmal lecker gekocht. Wir haben einen Kartoffel Champignon Auflauf gemacht. Es wurde mal wieder ein bisschen improvisiert, weil die Wohnung keine Auflaufform hat. Also wurde per Pfann gekocht. Special feature beim Ofen und Herd ist, dass man den Ofen nicht richtig aufmachen kann, sondern erst die Schranktür daneben öffnen muss, damit die Klappe sich öffnen lässt. Und bei der Herdplatten stimmen die Anzeigen nicht: es ist alles genau spiegelverkehrt… Zusätzliche Irritation beim Kochen war Yuris Sohn Erastus, der vorbeigekommen ist und was mit uns machen wollte und gefragt hat, ob wir Spiele hier haben. Leider mussten wir ihn da enttäuschen. Aber wir konnten ihn trotzdem ein bisschen beschäftigen und uns sogar mit ihm unterhalten, weil er mit seinen sieben Jahren erstaunlich gutes Englisch spricht. 


Dann gab es selbst beim Essen keine komplette Entspannung, weil wir zweimal Besuch bekommen haben. Erst kamen Grace und Valentine und haben uns Gardinen gebracht und dann kam noch einmal Yuris Mutter Eonike und hat uns gefragt, wie es uns geht usw. Wirklich sehr aufmerksam und nett. 


Damit ging unsere erste Woche in Namibia zu Ende und wir konnten uns auf unseren ersten Tag in unserer Einsatzstelle freuen. Aufregeeend!


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Kommentare: 2
  • #1

    Aaron (Sonntag, 14 November 2021 22:13)

    Ich bin begeistert, neidisch und freu mich richtig für dich, Schwesterchen ;D

  • #2

    Nico, Sabrina (und Mathias) (Montag, 15 November 2021 19:22)

    Hallo Hanna,
    das ist ja wie bei uns. Wir stehen auch um kurz nach 6 auf und waren auch beim Kindersport und klettern über Hindernisse.