Vom Herbst in den Winter

Meine lieben,

sehr lange habe ich hier nichts mehr hochgeladen. Das lag zum Teil daran, dass ziemlich viel passiert ist,  ich gleichzeitig in meinen Alltagstrott gefunden hatte und zum Teil auch daran, dass mich ein bisschen die Motivation verlassen hat, alles aufzuschreiben. Aber jetzt schaff ich es doch noch wieder mal. Bevor noch mehr passiert…

 

Mein letzter Beitrag war im Februar. Wow – Das ist ganz schön lange her. Jetzt haben wir Mai. Bei euch in Deutschland wird bald Sommer und hier hat der Winter begonnen. Zwar sitze ich immer noch in TShirt und Kurzerhose hier, aber man spürt die kühlere Luft durchaus. Gerade morgens ist es so frisch, dass jetzt sogar schon mal eine lange Hose drüber gezogen wurde. Aber jetzt erstmal von vorne.

 

Noch Ende Februar begann eine neue Routine am Samstagmorgen mit dem Run Along…

 

Run…was? Der Run Along ist ein Community Lauf, bei dem alle Menschen mitmachen können, die Lust haben, sich zu bewegen. Das Laufen findet jeden Samstagmorgen statt. Um mitzumachen, trägt sich jeder in eine Liste ein. Du kannst dich selbst entscheiden, ob du 5km, 10km oder noch mehr joggst; wann du startest; ob du alleine oder in einer Gruppe rennst. Hauptsache du bist dann vor oder spätestens um 8 Uhr wieder da. Dann gibt es noch eine Dehnrunde und seit ein paar Wochen eine Plankchallenge.

Als ich das erste Mal dabei war, war es eine recht übersichtliche Gruppe, aber an den letzten Wochenenden waren dann immer ca. 70 Menschen dabei. Es ist eine komplett durchmischte Truppe, von Kids unter 10 Jahren bis zu älteren Leuten. Manche rennen ganz easy einen Halbmarathon, andere fangen gerade erst an und gehen dann auch zwischendurch bei ihrer Runde. Jeder wie er kann und will. Aber egal, wie schnell und weit du rennst, in der Gruppe herrscht insgesamt eine super unterstützende Stimmung, in der ich mich direkt wohlgefühlt habe. An sich dachte ich mir: eine anstrengende Woche, dann um 5:10 Uhr aufstehen und erstmal joggen gehen? Ja danke, ohne mich. Aber sobald ich erstmal da gewesen war, habe ich gemerkt, dass es ein richtig gutes Gefühl ist und man durch die tolle Stimmung super motiviert wird.

 

Um die Motivation noch weiter zu steigern, gibt es nach dem Dehnen immer eine Verlosung, bei der man eine Kleinigkeit gewinnen kann. Der Organisator von dem ganzen ist JP. Er ist mittlerweile eine richtig wichtige Kontaktperson für uns geworden. JP ist super engagiert im Bereich des Parasports. Deswegen passt die Zusammenarbeit mit uns natürlich auch so gut. Ihm geht es darum, immer inklusiver zu werden und mehr Menschen mit einzubeziehen. Deswegen kommen seit einiger Zeit jetzt auch immer Schüler*innen von der Eluwa mit zum  Run Along. Man könnte denken, dass sie das doch anstrengend finden müssten, an einem Samstag so früh aufzustehen, um dann Joggen zu gehen. Aber nein, sie freuen sich jede Woche darauf. Freuen sich, aus der Schule rauszukommen, andere Menschen zu treffen und natürlich auch, die Chance auf einen der Gewinne zu haben 😉.

Als JP mitbekam, dass wir Schwimmunterricht in dem Freizeitpark anbieten wollen, bot er uns an, das bei sich im Privatpool ohne Bezahlung zu machen. Und als wäre das nicht schon genug hat er sogar alles an Schwimmausrüstung da. Also keinerlei Eintritts- oder Anschaffungskosten für uns.

Auch wenn das erstmal super klingt, hing da dann nochmal ganz schön viel Arbeit dran. Weil sich der Ort des Schwimmunterrichts geändert hat, mussten wir alle Ebenen neu informieren, neue Briefe schreiben und Unterschriften einsammeln. Wie unsere Erfahrung uns gelehrt hat, dauerte es auch diesmal wieder eine ganze Weile bis wir endlich alles zusammen hatten.

 

Aber jetzt läuft der Schwimmunterricht endlich seit ein paar Wochen und den Kindern macht es einen riesen Spaß.

Auch noch im Februar starteten wir ein Projekt, das mir bis jetzt als eines meiner Lieblingserinnerungen im Kopf geblieben ist. Wir hatten uns vorgenommen, eine Sprunggrube zu bauen. Und das wars dann auch so ungefähr an der Planung. Einmal nachschauen was so die Maße sein sollten und auf gings an einem Samstag in die Schule. Wir fragten einfach mal rum, wer denn so Lust hätte, mitzubauen und kurzerhand entstand ein Aktionstag aus Buddeln, Gras kürzen und Müll sammeln. Alle halfen mit. Es war großartig. Mit zuerst nur einem Spaten, dann noch einer Schubkarre, dann einem zweiten Spaten und irgendwann einer zweiten Schubkarre entstand nach und nach ein immer tieferes Loch.  Als die 8x3m große Grube fertig war, waren alle super erschöpft, aber zufrieden.

 

Nachdem der erste Schritt getan war, hatten wir Glück und konnten einen an der Schule beschäftigten Bauarbeiter nach Hilfe fragen, ob er eine Umrandung aus Beton für uns gießen kann. Nächster Schritt: Sand einfüllen. Auch hier war wieder mit zwei Schubkarren und einer Menge Muskelkraft Teamarbeit gefragt. Als der Sand eingefüllt war, wurden direkt die ersten Sprünge gewagt. Ein richtig tolles Gefühl. Ein paar Wochen später kam auch das Absprungbrett frisch geschliffen und gemalert in den Boden und die Grube war vollständig.


Neben der Schule ging es auf verschiedene Reisen. Im März führte unser Weg zu den Ruacana Falls – Ganz in den Norden an die Grenze zu Angola. Dort verbrachten wir ein sehr schönes Wochenende mit einer Freundesgruppe, die wir hier in den letzten Monaten kennengelernt haben.


Am 25.03. wurde bei uns an der Schule der Independence day von Namibia gefeiert. Es gab einige Geschichten von den Lehrkräften, Tänze von der Tanzgruppe, viele Lieder, die gesungen wurden und am Ende noch traditionelles Essen. 

Nur knapp eine Woche später gab es am 01.04. an der Schule den „Fun Day“. Aus Deutschland kannte ich zwar den Aprilscherz, aber das war nie mehr als ein kleiner Gag. Hier habe ich den Tag als ein richtiges Event erlebt. Es wurde recht groß geplant, Spiele gespielt und Gewinne verteilt. Steffen und ich machten uns auch einen Spaß und verkleideten uns als der jeweils andere. Das führte zu großen Augen und viel Gelächter. Als wir die nächsten Tage wieder in die Schule kamen, lachten die Kids immer noch darüber. 


Nur  zwei Wochen später gab es schon wieder Grund zu feiern. Ostern stand vor der Tür und damit ein verlängertes Wochenende, das wir nicht ungenutzt lassen wollten. Also ging es für uns am Donnerstagabend mit dem Nachtbus in Richtung Windhoek. Wir hatten vorher mit den anderen Freiwilligen, die dort leben, ausgemacht, dass sie uns abholen würden und wir dann das Wochenende zusammen  verbringen würden. Als wir so gegen 4 Uhr morgens in Windhoek ankamen, waren wir zwar da und das ziemlich müde und frierend, aber niemand anderes. Tjaa, also erstmal alle Telefone, die uns einfielen, anrufen. Irgendwann nahmen wir dann ein Taxi. Angekommen, konnten wir erstmal noch eine Runde schlafen, bevor dann ein ganz entspannt das Wochenende begann.

 

Dort haben wir also Lena, David, Luca, Nils und Toni das erste Mal seit Silvester wiedergesehen. Und weil es sich anbot, hatten wir uns vorher auch mit Daughter und Oletu (die beiden Cousinen, die wir über Weihnachten kennengelernt hatten) verabredet. Dabei haben wir auch noch Oletus Schwester Aina kennengelernt. Wir haben einen Grillabend gemacht, waren in einer Trampolinhalle, haben den Sonnenuntergang vom Indipendence Museum bestaunt, waren im Club feiern, haben zwei der Einsatzstellen gesehen, haben uns ausgetauscht über Erfahrungen, Gefühle, Gedanken, waren auf dem Craft Market und haben eine Regenbogenflagge auf dem Boden vor dem Club entdeckt. Ich habe mich wohl gefühlt. Wir haben uns treiben lassen. Vorher war nichts geplant.

Als wir wieder zu Hause waren, gab es dann noch etwas Österliches. Wir hatten uns überlegt, für die Kids hier, ganz nach deutscher Tradition, ein paar Ostereiersüßigkeiten zu verstecken. Das hat super funktioniert. Sie sind richtig darin aufgegangen und hatten eine Menge Spaß beim Suchen und natürlich Finden.


Gerade erst wieder gekommen, bekamen wir unter der Woche Besuch. Chris, unser Projektmanager aus Deutschland, und Ulla, unsere Ansprechperson hier in Namibia, kamen zum Einsatzstellenbesuch. Das gehört zu dem weltwärts Programm dazu und dient unser Entsendeorganisation ein bisschen der Überprüfung, ob alles gut läuft, wir zufrieden sind und auch ob unsere Einsatzstelle zufrieden ist. Am Mittwoch kamen die beiden zu unserem Schwimmunterricht und am Donnerstag in die Schule zu zwei unserer Unterrichtsstunden. Sehr beeindruckt von unseren sign language skills waren sie insgesamt total zufrieden mit allem. Am Nachmittag sind sie dann noch zu uns nach Hause gekommen und weil es nicht viel zu sehen gab, wurde einfach direkt noch eine Runde mit den ganz neuen Spikeballspielen gespielt.  


Nicht genug gereist: Am 23.04. waren wir noch recht spontan mit Ems, Phil und Abraham bei den Ruacana Falls. Das war sehr beeindruckend. Dieses Mal waren es richtige Wasserfälle und das Wetter war viel strahlender. Wir hatten eine richtig schöne Zeit. Trotz Wasser konnten wir lange und ausführlich durch das Flussbett klettern und die Natur genießen. Danach sind wir hoch und zur Schleuse gelaufen. Dort gibt es einen Grenzstein zu Angola. Also kann ich jetzt so halb von mir behaupten, dass ich in Angola gewesen bin ;). 


Und dann das Seminar. Für das Zwischenseminar sind wir schon am Dienstag (26.04.) nach Swakopmund gefahren. Montag nach Schule und Schwimmtrainig kamen die anderen aus dem Norden zu uns, weil wir am nächsten Tag schon um 6:30 Uhr am Shuttle sein mussten. Damit ging es in 11 Stunden Fahrt über Otjiwarongo, wo wir Paul und Mathis einsammelten, an die Küste. Abends im Skeleton beach Backpackers angekommen, ging es zum Abendessen in ein Restaurant, wo wir Ulla, Chris, Lisa (gehört zu Chris) und Co. trafen. Auf ASC Kasse essen - nice. Oder auch nicht, weil es kein einziges Gericht gab, das vegetarisch war. Na toll. Also mehr oder weniger unfreiwillig ein Hähnchenburger gegessen. Den Mittwoch hatten wir frei und konnten machen, was wir wollten.

Pizza am Strand an der Mole und dann ziemlich lange Spikeball spielen. Das hat einfach soooo viel Spaß gemacht!! Aber was ist denn dieses Spikeball eigentlich? Es ist ein Sport, der ein bisschen mit Beachvolleyball vergleichbar ist. Man spielt in Teams mit je zwei Spieler*innen und darf den Ball maximal drei Mal berühren bevor er auf das runde Netz geschlagen werden muss, das in der Mitte auf dem Boden steht. 

 

Am nächsten Morgen, also Donnerstag, musste alles gepackt sein und dann ging es für Steffen und mich noch zu der Einsatzstelle von Maja. An ihrer Schule gibt es nämlich auch eine Klasse für hearing impaired kids. Mit denen haben wir dann einfach mal drei neue Spiele gespielt, die Maja ab jetzt in ihrem Unterricht spielen kann. Auch hier haben sich die Kids und Lehrer*innen riesig gefreut, dass wir Sign language können. 

Nachdem wir noch kurz bei Majas eigentlicher Klasse vorbeigeschaut hatten, sind wir am Strand entlang zurück zur Unterkunft, wo es nach kurzer Zeit los zu einem kleinen großen Abenteuer ging. Abgeholt von einem Bulli ging es zum nahegelegenen Flugplatz. Dort bekamen wir eine kleine Einweisung und dann einen Sicherheitsgurt, durch den wir an unseren jeweiligen Partner angeschnallt werden konnten. Danach wurden wir rausgeführt, wo das kleine Flugzeug auf uns wartete. Mit dem ging es hoch in die Luft. Wir hatten einen beeindruckenden Blick auf Swakop, den Long Beach und Walvis. Nach ein paar Minuten war es dann auch schon soweit: Die Tür wurde geöffnet und erst Ems, dann Leon und als letztes ich sprangen aus dem Flugzeug. Das war echt ein unbeschreibliches Gefühl. In den ersten zwei Sekunden musste ich erstmal wieder lernen, zu atmen, bevor ich mich soweit entspannen konnte, dass ich einfach nur das Gefühl vom freien Fall und die grandiose Aussicht genießen konnte. Nur fünf Minuten später war schon alles wieder vorbei und wir alle total beflügelt. Wir mussten noch auf die zweite Gruppe warten, in der Paul, Steffen und Lisa waren. Ein so eindrückliches Ereignis, dass man meinen könnte, dass das doch erstmal reichen würde. Aber uns wurde keine Pause gelassen und es ging nach einem kurzen Essen im Dome, wo wir alle anderen trafen, direkt mit dem Shuttle zur Gecko Lodge ein bisschen außerhalb von Swakop. 

 

Dort ging dann unser intensives  Zwischenseminar mit Team-building-Spielen, Pool, Essen, Spikeball, Frühsport, einer langen Einheit zum Thema SDGs und Brainstormen für das Projekt los. 

 

 

Abends gab es eine Sternenwanderung oder besser gesagt eine kleine Schnitzeljagd mit Hilfe der Sterne. Und weiter ging es mit Team-building Spielen im und außerhalb vom Pool, noch mehr Spikeball und Essen und einer Einheit: Was läuft gut, was nicht im Projekt? Was kann man verändern? und Was wird von außen beeinflusst? Außerdem gehörte ein Einzelgespräch mit Chris dazu bevor wir dann alle zusammen am Samstagabend ein bisschen das Leben gefeiert haben. Nach einer viel zu kurzen Zeit ging es recht früh am Sonntag auch schon wieder nach Windhoek. 


Aber weil die nächste Woche Midtermbreak, also Schulferien, waren, kamen sehr viele mit nach Windhoek. Letztendlich waren dann 19 von 22 Freiwilligen in Windhoek. Das war ein ganz schönes Gewusel.

Für mich ging es zusammen mit 9 anderen Freiwilligen in den Süden. Wir hatten uns zwei Autos gemietet, die voll mit Campingequipment ausgestattet waren und uns von einem Ort zum nächsten bringen sollten.

 

 

Wir sind in Windhoek gestartet und über den Hardap Damm nach Keetmanshoop zu dem Köcherbaumwald 

und Giants Playground gefahren. 

Als nächstes ging es zum Fishriver view point und von dort zur Campsite von Ai Ais. Dort gibt es hot springs, also natürliche heiße Quellen, in denen man baden kann. Sehr entspannend. 

Weiter wollten wir am Oranje River entlang nach Lüderitz fahren. Konnten aber nicht weiter, weil die Straße mit Wasser überflutet war. Ein kleines Stückchen kamen wir aber schon. Und alleine das war schon sehr beeindruckend mit dem Fluss auf der einen Seite und den Bergen direkt neben uns auf der anderen.

Also sind wir dann über Grünau nach Lüderitz. In Lüderitz haben wir uns nur kurz umgeschaut. Es gab ein paar Orte anzusehen, die im Reiseführer stehen. Unterwegs begegnen uns immer wieder deutsche Begriffe, die an den Gebäuden stehen. Wir kommen zum Bahnhof, der von den Deutschen gebaut wurde und jetzt einfach nur noch existiert. Nachdem wir noch einen kleinen Felsen erklommen haben und einen rundum Blick über die Stadt hatten, waren wir noch in Kolmannskoppe - der Geisterstadt. Dort gab es viele alte, halb zerfallene Häuser zu sehen, an denen mit deutscher Schrift geschrieben steht, was für Menschen in dem jeweiligen Haus gelebt haben: Quartiermeister, Lehrer, Arzt, Krankenhaus usw.

Auf dem Weg in die Naukluftberge haben wir kurz vor dem Duwisib Castle Halt gemacht. Zwanzig Kilometer früher kamen wir an einer Campsite vorbei, die richtig schön war. Man hatte einen super Blick über weite Felder bis am Horizont Berge zu sehen waren, hinter denen die Sonne unter ging. Bevor es komplett dunkel war, konnten wir endlich mal wieder Spikeball spielen. Es gab eine große Fläche, auf der wir barfuß spielen konnten. Sehr genial. 

Ganz entspannt nach unserem leckeren Camping Essen schlief ich im Dachzelt in mein neues Lebensjahr hinein. 

Am nächsten Morgen ging es früh los. Mir wurde von allen zum Geburtstag gratuliert, aber danach lag erstmal wieder eine Autofahrt vor uns. Nicht schlecht für mich, weil ich dann nochmal ein bisschen Schlaf nachholen konnte. Nach 4 (?) Stunden Fahrt sind wir bei den Naukluft Bergen angekommen und nach ein bisschen hin und her und einem kleinen Frühstück ging es los zur 10km Wanderung vom Olive Trail. Erst eine ganze Strecke nur bergauf, aber gleich mit tollen Blicken. Oben angekommen, führte uns der Weg um den Berg herum bis wir zu einer Schlucht kamen, die wir wieder hinab stiegen. Es war sehr beeindruckend. Die Felswände gingen schroff nach oben, wir kletterten und sprangen über Felsen und Steine, blieben an Kletten hängen und mussten uns über ein Wasserloch an der Felswand entlang hangeln. Als wir aus der Schlucht raus traten, wanderten wir noch eine Weile neben oder über eine kleine Wasserlandschaft und an lila Felsen entlang bis wir auf einen Feldweg kamen, der uns zurück zu unserem Ausgangspunkt führte. Ems und Malin konnten die lange Wanderung nicht mitmachen und sind deswegen in der Zeit eine Alternativroute gelaufen, die zu natürlichen Wasserpools führt. Irgendwie war es perfekt getimed und sie kamen genau dann wieder beim Parkplatz an als wir auch gerade dort ankamen. Weil sie so begeistert erzählten, war klar: Dort gehen wir dann am Samstagmorgen auch noch hin. 

Aber erstmal ging es zurück zur Campsite, wo wir uns leider nicht auf dem Bereich ausbreiten konnten, den wir uns vorher ausgeguckt hatten. Also ging es für uns ein bisschen abseits, wo wir ungestört waren und niemand anderen stören konnten und sogar eine Feuerstelle hatten. Dafür wurde fix Feuerholz gesucht und klein gemacht. Noch ne Runde Spikeball spielen bevor die anderen einen kleinen richtigen Geburtstagstisch für mich vorbereitet hatten. Ein sehr schöner Tag fand ein genauso schönes Ende am Lagerfeuer. 

Am Samstag ging es ziemlich früh noch zu den Wasserpools. Dort wurde in eiskaltem, aber glasklarem Wasser gebadet. Brrr- war das kalt. Aber auch total schön. Wieder bei der Campsite wollten wir noch frühstücken. Dabei hat uns ein Affe einfach ein halbes Toastbrot  geklaut - ganz schön frech! Den Schock verkraftet, ging es auf unsere letzte Etappe zurück nach Windhoek.

Dort angekommen, nutzten wir gleich nochmal aus, dass es eine Waschmaschine gab. Weil es auf der Tour so kalt gewesen ist, hatten wir besonders viele warme Sachen, die wir nicht unbedingt mit der Hand waschen wollten.

 

Nachdem wir uns wieder ein bisschen an das Stadtleben angepasst hatten, ging es abends direkt mit einer ziemlich großen Gruppe erst zu einer Drag Queen Show und dann noch in den Club. Ein bisschen anders Geburtstagsfeiern als so in den Bergen, wo ich gar keinen Empfang hatte und nichts anderes zu hören war als Natur. 


Der ganze Trip hat eigentlich nur 6 Tage gedauert und hat sich angefühlt wie ein ganzer Monat. Ich habe so viel gesehen. Selbst wenn wir nicht gerade bei einer Sehenswürdigkeit waren oder extra angehalten hatten, hatte ich das Gefühl aus dem Auto heraus durchgehend neue Welten zu entdecken. Es ist wirklich wieder mal beeindruckend gewesen, wie vielseitig und facettenreich Namibia ist.

 

Wenn ich das hier so schreibe, merke ich, dass ich eher so runter erzählt habe, was wir wo gemacht haben, ohne die vielen Begegnungen, Gefühle und Widersprüche zu erwähnen, die ich erlebt habe. Wie soll man sich fühlen, wenn man immer weiter reist und überall, wo man hinkommt, sind die deutschen oder andere weiße Touristen und nehmen den ganzen Ort ein? Wie beschreibt man eine Landschaft, wo auf der linken Seite super viel Grün ist und auf der anderen Seite die schroffen Steinfelsen in den Himmel ragen? Wie kann man das Gefühl beschreiben, wenn man einfach durch die Wüste fährt, kaum ein Auto vorbeikommt und dann einfach eine kleine Hütte am Straßenrand steht, wo man nicht weiß wie dort jemand leben kann? Lebt überhaupt noch jemand da drin? Und schon ist man weiter. Weg von diesem Bild. Ein Berg taucht auf. Ein Plateau. Eine Felswand, die aussieht als hätte jemand die obere Kante mit einem Lineal gezogen. Und schon wieder ist der Eindruck weg. Jetzt tauchen Weinfelder auf. Riesig. Dahinter liegt ein Fluss. Ein Stück weiter Wüste. Nichts. Einfach nur Sand. Über den nächsten Hügel, um die nächste Kurve. Und auf einmal taucht ein Meer aus Hütten auf. Blechhütten. Wahrscheinlich von den Arbeitenden in den Weinfeldern. Sieht gar nicht so unfreundlich aus. Gar nicht so arm- kommt mir in den Kopf. Denn: Die Hütten sind mit Stroh oder Schilf umwickelt. Warum wohl? Nächster Gedanke: Wenn irgendwo ein winziger Funke fliegt, brennt die ganze Hüttensammlung. Weiter. Es geht weiter. Hoch runter, hoch runter, ein Hügel nach dem anderen. Die Straße verändert sich. Wir fahren über Steppenland. Weit und breit nichts. Einfach nur eine öde Fläche mit ein bisschen Gestrüpp. Ich schlafe. Das nächste Mal, das ich aufwache, sind wir kurz vor einem Ort. Grünau. – Haha wie zu Hause, denke ich (Bei uns in Berlin heißt ein Stadtteil und eine S-Bahnstation so). Der Ort wurde groß auf unseren Karten angezeigt. Also erwarte ich einen großen Ort. Aber mehr als ein paar Häusern und einer Tankstelle gibt es nicht zu sehen. Also nur schnell den Tank auffüllen und weiter geht es durch das Steppenland. In Lüderitz treffen wir auf ein junges Paar, das wir auch schon am ersten Tag im Köcherbaumwald gesehen haben. Gibt wohl nur eine Route durch den Süden. Ich unterhalte mich ein bisschen mit ihnen und erfahre, dass sie in Berlin wohnen. Verrückt. Da ist man am anderen Ende der Welt, dann noch im  Urlaub und trifft jemanden, der genau weiß wie es bei dir zu Hause aussieht. Die beiden kommen aber nicht ursprünglich aus Berlin. Sie kommt aus Wien und er aus London. Beide mit indischen Wurzeln. In Namibia werden sie als coloured people gelesen. Sie erzählen, dass die Leute ihnen hier ganz anders begegnen. In einem Restaurant, in dem nur weiße sitzen, folgen ihnen die Blicke bis sie auf dem Platz sitzen. Von den schwarzen Menschen werden sie direkt aufgenommen. Ihr 6 Monate altes Baby wird ihnen aus dem Arm genommen, wird von einem zum nächsten gereicht und taucht dann irgendwann wieder auf. Es ist spannend. Eine von vielen Begegnungen. Eine von vielen Erinnerungen. 


So verging die Zeit. Als wir über Nacht wieder nach Hause gekommen sind, fing direkt wieder der Schulalltag an. Eigentlich. Denn schon am Dienstag wurden Steffen und ich beide krank und konnten erstmal gar nix machen außer im Bett liegen und Tee trinken. Wie wir von den anderen hörten, hat es nicht nur uns erwischt sondern die Hälfte unserer Seminargruppe, die wir ja am Ende alle nochmal in Windhoek getroffen haben. Nach einer Woche unfreiwilliger Pause, geht es jetzt gerade wieder langsam zum Alltag über. Aber das hält nicht lange an. Morgen sind wir zu einer Hochzeit eingeladen und nächste Woche sind Feiertage, über die wir wieder einmal an die Küste und in den Süden fahren. Danach sind noch knapp zwei Wochen Schule bevor die langen Winterferien beginnen, in denen es für uns auch nochmal auf Reisen geht. 

 

Wie wir die Hochzeit erleben und was wir alles ab nächster Woche bestaunen werden, kommt dann im nächsten Blogbeitrag. 

 

Ich wünsche jedem einzelnen von euch einen wunderschönen Start in den Sommer. Genießt die Sonne, das Draußensein, die langen Abende und die Möglichkeit, irgendwo baden gehen zu können.

 

Bis denne

Hanna

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Kommentare: 2
  • #1

    KriMa (Donnerstag, 26 Mai 2022 18:47)

    Hallo, Hanna, vielen Dank für den neuen Eintrag!!! Sooo viele Eindrücke, wow... für mich jetzt doch etwas irre, überhaupt nichts von der Fülle an Erlebnissen/Aktivitäten etc. zu ahnen, die ihr im Reisegepäck mitbrachtet... sondern halt eher auf den blöden Infekt fokussiert zu sein, welcher zunächst im Vordergrund stand. Jedenfalls werd ich den Eintrag noch mal lesen, weil... wie war das am 3./4./.5....Tag...? ;-))
    LiebGruß und schönes Wochenende, KriMa

  • #2

    Friedrich (Donnerstag, 28 Juli 2022 00:01)

    Echt schön, die Eindrücke von Dir so emphatisch und echt zu lesen, ich fühle mich sehr mit hineingenommen. Herzlichen Dank, auch wenn ich Wochen später erst wieder reingeschaut in den Blog.