Große Hochzeit, weite Reisen (Teil 1)

Hallöchen allerseits, dieses Wochenende seid ihr es, die mit 37°C immer nach einer Abkühlung suchen… Bei uns laufen seit einer Woche die Winterferien. Ich sitz hier mit langen Sachen und Socken(!!!) und schaue gleichzeitig in den immer strahlend blauen Himmel. 

 

Bevor aber die Ferien begannen, habe ich in dem letzten Monat schon wieder ziemlich viel erlebt. Also erstmal nochmal dahin, wo ich mit dem Erzählen stehen geblieben war. 

 

In der Woche vom 16. Mai hatte ich noch eine halbe Woche Schule, nachdem ich so krank gewesen war. Die Kids haben sich richtig gefreut, dass wir wieder mal nach so langer Zeit da sind. Und auch ich war glücklich, mal wieder in der Schule zu sein. Gerade deswegen fand ich es sogar ein bisschen schade, direkt wieder auf Reisen zu gehen. 

 

Aber am Wochenende war dann erstmal die Hochzeit, auf die wir von Yuri mitgenommen wurden. Zu diesem Anlass haben wir uns extra traditionelle Kleidung schneidern lassen. Der rot gestreifte Stoff, der eingenäht ist, ist traditioneller Stoff in Styl der Owambo. Die Hochzeit an sich war dann eigentlich gar nicht so spektakulär. Wir haben uns vorher Cool Drinks besorgt und sind dann zu der ersten Location am Freitag nach Ondangwa gefahren. Auf dem Weg dorthin sammelten wir noch Phil und Ems ein. Im Village der Braut angekommen, warteten wir am Auto auf dem Parkplatz mit einer Limo in der Hand auf das Brautpaar. Das wiederum wartete darauf, dass alles fertig vorbereitet ist.

Die Hochzeit beginnt eigentlich morgens in der Kirche. Da konnten wir leider nicht dabei sein, weil wir nicht das passende Auto für dicken Sand hatten. Alle Gäste, die von Anfang an dabei gewesen sind, mussten dann den ganzen Tag bis zum Abend warten bis es wieder Essen gibt. Als dann das Brautpaar kam, ging es rein zum "Festplatz". Dort gab es eine kleine Andacht und dann wurden Geschenke übergeben. Die Geschenke sind alles Sachen, die das frische Ehepaar in dem Haushalt gebrauchen kann, den sie neu gründen. Also gab es von uns eine Bratpfanne. Traditionell werden auch Pfeil und Bogen und Werkzeuge wie ein Spaten oder eine Axt überreicht. Nachdem noch das ein oder andere Lied gesungen wurde, ging es zum Essen.  

Die Sache mit dem Essen war ein bisschen unangenehm. Wir kannten ja das Brautpaar gar nicht so richtig. Und selbst Yuri kannte sie nur über eine Ecke. Also wussten wir nicht genau, wo wir was machen oder sein sollten. Es gab ein Bereich, der sehr sehr schick geschmückt war, wo aber gleichzeitig auch nur begrenzte Plätze waren. Es waren weniger Plätze als Gäste da waren. Weil wir es nicht besser wussten, gingen wir erstmal rein und wollten uns an einen der Runden Tische setzen, die nicht ganz in der Mitte standen. Irgendwie waren wir zu langsam und haben es geschafft, komplett verloren da rumstehen. Zum Glück gab es so eine Art Moderator, der uns mehr oder weniger aus der Situation gerettet hat, in dem er uns zu einem Tisch gelotst hat. Aber der war dann genau in der Mitte als lange Tafel. Tja, dann saßen wir da so als ob wir Ehrengäste wären. Fühlte sich schon etwas seltsam an. Bevor das Buffet eröffnet wurde, gab es für jeden Tisch eine Sektflasche zum Anstoßen. Danach wurden die Tische nach und nach durch den „Moderator“ aufgerufen und konnten sich das Essen holen, welches jedem Gast aufgetan wurde. Zu essen gab es sehr viele verschiedene Salate und verschiedenste Variationen von Fleisch. Auch ohne das Fleisch wurde ich papp satt. 

Die ganze Veranstaltung war draußen aufgebaut, aber das ohne Licht. Sobald es also dunkel geworden war, war es auch auf dem Feste dunkel. Dadurch ging der Abend für uns nicht mehr wirklich lange. Zu Hause angekommen, erwarteten uns auch schon Yannik und Leon, die am nächsten Tag auch mit auf die Hochzeit kommen wollten.

 

Bevor am Samstag der zweite Teil der Hochzeit begann, stand an unserer Schule erstmal noch ein großes Ereignis an: Das Build it (einfach nur der Sponsor, eine große Baumarkt-Kette, des Turniers) U-13 Jungen Fußballturnier. Dieses findet jedes Jahr immer an einer anderen Schule statt. 

Morgens ging es schon ziemlich früh ohne uns bei Build it mit einer Eröffnungszeremonie los, bevor die Teams der verschiedenen Schulen mit Polizeieskorte und musikalischer Begleitung zu unserer Schule marschierten. 

Weil wir schon im Vorhinein wussten, dass wir nicht den ganzen Tag da sein würden, hatten wir uns aus der Organisation und Teamauswahl komplett rausgehalten. Zur Unterstützung unseres Teams wollten wir aber natürlich trotzdem hin. Dieses Team war für uns etwas Besonderes, weil es ein gemischtes Team aus visual und hearing impaired Schülern war. Das Training im Vorfeld und die Betreuung am Turniertag hat daher Nangolo übernommen, ein Mitarbeiter der Schule. Nachdem unser Team das erste Spiel 0:2 verloren hatte, kamen dann allerdings einige Spieler, mit denen Steffen auch wöchentlich trainiert, zu ihm und baten ihn, beim nächsten Spiel aktiver dabei zu sein. Ich unterstützte an anderer Stelle so gut ich konnte: Sammelte die Kids zusammen und erklärte mit auf sign language. Also wurde mit Hilfe von Steffen vor dem nächsten Spiel eine neue Aufstellung gemacht. Während des Spiels wurde von der Seitenlinie auch gecoacht, was gar nicht so leicht war, weil man mit lautem Hereinrufen bei den gehörlosen Kids natürlich nicht viel erreicht. Trotzdem war die Leistung schon deutlich besser als beim ersten Spiel, sodass die Jungs schlussendlich unentschieden gespielt haben. Die Kids waren damit zwar immer noch nicht so richtig glücklich, mit der Leistungssteigerung konnten sie aber echt zufrieden sein. Leider mussten Steffen und ich nach dem zweiten Spiel dann gehen, um rechtzeitig bei der Hochzeit zu sein. Am nächsten Montag erzählten uns die Kids in der Schule dann aber ganz stolz, dass die Eluwa Resource School als Gastgeber des Turniers 3000 N$ bekommen hat und dass sie ihr letztes Spiel gewonnen haben. Da haben wir uns natürlich sehr für sie gefreut und wären gerne auch noch für das letzte Spiel da gewesen.

 

Aber auch der zweite Teil der Hochzeit, bei dem wir stattdessen waren war natürlich immer noch ein Erlebnis. Am Samstag fand die Feier in einem Village ganz in der Nähe von Ongwediva mit der Familie seitens des Bräutigams statt. Und eigentlich war alles genau wie am Freitag. Als wir ankamen, war auch wie am Vortag das Brautpaar noch nicht da und die Gäste warteten mit einem kühlen Getränk an einem laufenden Grill. Da wurde uns direkt ein Getränk und ein Teller mit Fleisch in die Hand gedrückt. Ich war ganz froh, dass wir so viele waren und es deswegen nicht schlimm war, dass ich nichts von dem Fleisch essen wollte. An dem Tag zu siebt mit sechs weißen Menschen – Da fielen wir schon ganz schön auf und wurden gleich zu einer kleinen Fotoattraktion. Das fühlt sich einfach so komisch an, wenn so Leute ankommen, die man überhaupt nicht kennt und unbedingt ein Foto mit dir machen wollen. Und egal, wie oft mir das jetzt schon passiert ist, ich finde es immer noch super seltsam und unangenehm. Naja, irgendwann war auch da das Warten vorbei und es fand die Gleiche Prozedur wie am Vortag statt: kleine Andacht, ein paar Lieder, Geschenkeübergabe, Essen und ein bisschen Tanzen. Dann wurde auch schon dort wieder alles eingeräumt und wir machten uns auf den Weg zurück Richtung Ongwediva. Wir ließen den Abend ausklingen bei ein paar Runden Billiard spielen und DFB Pokal Finale schauen.

 

Wie ich schon einmal in einem frühreren Blogeintrag geschrieben habe, findet eine Hochzeit an verschiedenen Tagen mit unterschiedlichen Teilen der Familien statt. Treffen tun sich die beiden Seiten von Braut und Bräutigam erst offiziell an dem Tag der Hauseinweihungsfeier. Das ist die traditionelle Art und Weise. Wie streng das heute noch genommen wird, bin ich mir nicht sicher. Wir haben auf jeden Fall auch Gäste gesehen, die an beiden Tagen dabei gewesen sind.

 

Am Montag war nochmal Schule und Schwimmen bevor es abends los mit den Intercape nach Windhoek ging.

 

In Windhoek konnten wir bei Toni und Nils (zwei weitere Freiwillige) unterkommen und haben uns dann am Dienstag die Schule der beiden angeschaut. Sie sind auch an einer Special School, aber an einer für intellectual impaired children. Nils konnte leider nicht mitkommen, weil er krank war und so zeigte Toni Steffen und mit das Schulgelände.

Die Einsatzstelle war definitiv nochmal eine andere, ganz neue Erfahrung, weil die Kids ziemlich körpernah oder Nähe suchend waren. Das war erstmal etwas überfordernd. 

Da die Woche nur ein paar Schultage hatte und dann Feiertage waren, hatten alle Kids gleichzeitig Sport. Das war ohne Nils und mit uns zweien, die nicht ganz genau wussten, was zu tun war, eine kleine Herausforderung für Toni. Nach ein paar Spielen, bei denen die Kids sich ein bisschen auspowern konnten, ging es für uns auch schon wieder nach Hause.

 

Am Nachmittag hatten wir das Glück, dass die Autovermietung uns das Auto bis vor die Haustür gebracht hat, welches wir für die kommende Südentour (Sossusvlei-Trip) gemietet hatten. Weil wir damit nicht bei Toni und Nils stehen bleiben wollten, sondern lieber das Auto hinter einem sicheren Tor wissen wollten, ging es zur anderen Windhoek Wg. Dort wurde lecker gekocht, gequatscht und gelacht. Recht müde von der Nacht im Intercape ging es auf die Luma im Durchgangszimmer. 

Am nächsten Morgen ging es dann mit dem Auto nach Walvis, wo wir Schmiri (Spitzname), Mendi (Spitzname) und Vanessa einsammelten. Noch die letzten Sachen besorgen und Mittag im Fischimbiss essen und auf ging es Richtung Sossusvlei. Zum Glück hatte Mendi seine Musikbox dabei, denn das Auto hatte nur ein etwas ausbaufähiges Kofferradio. Von guter Musik begleitet, ging es also auf über die Schotterpiste durch die Wüstenlandschaft, die zum Teil so gar nicht nach Wüste aussah. Woran das lag, erfuhren wir später bei unserer ersten Übernachtungsstelle dem Bushman Camp. Das ist eine private Campsite geführt von einer Familie. Der Vater von zwei sehr aufgeschlossen kleinen Mädchen freute sich, uns einiges erzählen, erklären und beantworten zu können. Wir waren die einzigen Gäste für diese Nacht, also konnten wir uns aussuchen, auf welcher Campsite wir schlafen wollten. Als wir alles aufgebaut hatten, merkten wir, dass wir genau die genommen hatten, die leider kein Licht hatte. Naja, kein Problem für das recht gut ausgestattete Auto mit zwei Campinglampen. Aber dafür holperte es an anderen Stellen. Beim Aufstellen des einen Dachzeltes kam mir das Zelt fast komplett entgegen. - Hatten sich doch glatt die Schrauben gelöst, mit denen das Zelt am Dach befestigt gewesen war. Wir vermuten, dass sie sich durch das Rütteln auf dem Weg einfach gelöst und dann sogar auch runtergefallen sind. Mit dem Gedanken, dass so jemand wie unser Gastwirt in der Wüste doch sicherlich ein paar Schrauben rumliegen hat, ging es für uns also nochmal zur Rezeption. Uns wurde vorher schon gesagt, dass wir dann einfach hupen sollen, wenn wir was brauchen. Das war schon lustig. Da standen also so zwei Hupen, wie man sie auch so als Fahrradklingel oder so kennt und man sollte hupen. Gesagt getan, kamen in null komma nichts die beiden Mädels angeflitzt und wollten uns bedienen. Tja, wir wollten zwar nichts zu trinken, aber Schrauben konnten die beiden uns auch nicht geben. Aber der Papa. Der kam dann kurz darauf auch und meinte direkt, dass das ja kein Problem sei und er eine Menge solcher Schrauben rumzuliegen habe. In der Zeit, in der er die besagten Schrauben holte, unterhielten wir uns mit den zwei Mädchen. Die eine war 6 und die andere 8. Beide konnten sehr gutes Englisch und man merkte, dass sie ziemlich fiffig waren. Sie waren über das lange Wochenende da und gehen sonst in Swakopmund auf eine Schule. Die Mutter ist Chinesin. Das Lieblingsfach von der älteren ist Mathe und von der Jüngeren die Pausen xD. Das Lieblingsgetränk von der älteren ist Cola (aber das darf sie nur ganz selten, wenn Mama es ihr erlaubt) und von der Jüngeren Apfelsaft.

Als wir das alles so geklärt hatten, kamen auch schon die Schrauben und wir konnten uns zu einer guten Nacht verabschieden.

 

Die Schrauben befestigt, wollten wir kochen, doch der Aufsatz vom Gaskocher funktionierte nicht. Also Brot mit Aufstrich. Auch gut. Beim Sterne bestaunen, lag es dann nicht fern, über das Universum, die Welt, Gravitation und Kräfte zu reden. Mit Steffen als Mathematiker und Physiker konnte uns da natürlich einiges erklärt werden. Und auch Mendi ging seiner Leidenschaft nach und machte einige Nachtaufnahmen mit seiner Kamera.

Dieses Mal auf die nächtliche Kälte vorbereitet und dementsprechend ausgestattet, ging es in drei Lagen warmer Kleidung gekuschelt ins Dachzelt.

 

Nächster Tag, nächstes Ziel. Vorher ging es für Steffen und mich beim Sonnenaufgang noch auf eine kleine Erkundungstour. Ein Stückchen in die entgegengesetzte Richtung zur Campsite gab es ein kleines Schild am Feldrand, an dem ich glatt vorbeigelaufen wäre, hätte Steffen es nicht entdeckt. Dieses kündigte einen Wüstengarten an. Also mal gucken, was das so sein soll. Nachdem es über einen kleinen Hügel ging, tauchte vor uns ein eingezäunter Bereich aus, in den man aber hinein konnte. Innen gab es dann alles, was man sich nur so vorstellen kann: Möhren, Tomaten, Paprika, Wein, Zitronenbäume, Grapefruit, Petersilie, Basilikum, Mais, Salat, Brokkoli, Zwiebeln und in einer Ecke auch noch Hühner. Ich glaube, mein FöJ hat dazu beigetragen, dass ich all diese Pflanzen überhaupt erkennen konnte.

Wilde Melonen und ein umgefallener, alter Baum zum Drauf klettern in einem altem Flussbett(?) fanden wir auf dem Rückweg, bevor wir dann auf Vanessa trafen und gemeinsam mit ihr zurück zu den Langschläfern und unserer Campsite gingen.

 

Während wir auf dem Gelände waren, haben wir uns gewundert, warum manche Berge so glatt abgeschnitten wirkten. Wir fragten uns : Wie ist diese Form entstanden? So wie mit den Schrauben, dachten wir uns, dass das sicher auch eine Frage ist, die uns der Besitzer beantworten könnte. Und so war es. Wir fragten ihn und schon ging es los mit den Erzählungen. Er hatte uns schon erzählt, dass er Lehrer sei, aber das merkte man gerade bei seinen Erklärungen und Veranschaulichung nochmal besonders. Er erzählte alles sehr schlüssig und mit einfachen Worten. Früher war alles eine Landfläche auf Ebene des Plateaus von dem besagten Berg gewesen. Und über diese Fläche war Wasser geflossen, welches sehr kalkhaltig war. Dieser Kalk setzte sich am Boden ab und bildete eine weiße, feste Schicht. Das Wasser suchte sich seinen Weg und formte, gemeinsam mit dem Wind, die heute zu sehende Landschaft mit Hügeln, Plateaus usw. Dort wo der Kalk gelagert war, konnte der Wind den Sand des entstandenen Hügels nicht einfach wegwehen und dadurch blieb die gerade Fläche bestehen und wir können es heute als "abgeschnittenen Hügel" betrachten. Weiter erzählte er uns, wie es sein kann, dass in der Wüste Bäume stehen können. Auch diese brauchen Wasser, welches nur sehr selten, also alle paar Jahr, den Weg bis in die Wüste schafft. Die Bäume sind zum Teil schon sehr sehr alt und stehen, seit kein regelmäßiges Wasser mehr vorhanden ist, vertrocknet in der Landschaft herum. Aber zu unserer Überraschung erzählte er uns, dass auch dieses Jahr eines der seltenen Jahre gewesen war, in dem es Regen bis hier in der Wüste geschafft hatte. Deswegen war die Wüstenlandschaft auch nicht mit Sand bedeckt sondern mit Gras. Wir haben alles jetzt nur in dieser Gras-Landschaft kennengelernt, aber er zeigte uns noch ein Foto, auf dem die eigentliche Landschaft zu sehen war. Der Unterschied war schon sehr beeindruckend. Ganz in seinem Element erzählte er uns auch noch, wie es funktionieren kann, dass es Leben in der Wüste gibt. Er zählte die Probleme auf, die eine Wüste so mit sich bringt und dann die Lösungen, die sich die Natur dafür "ausgedacht" hat. Die erste Schwierigkeit ist die Hitze. Auf dem Sand kann es sehr heiß werden, aber nur einige Zentimeter unter dem Sand kühlt sich alles schon ab und die Tiere können sich dorthin verkriechen. Durch ganz feine Nasen und Luft zwischen dem Sand können die Tiere auch dort atmen und so überleben. Nächste Schwierigkeit ist die Nahrung. Dort spielt der Wind eine entscheidende Rolle, der von weiter Ferne Samen etc. bis in die Wüste trägt und so die kleinsten Käfer ernährt. Diese wiederum stellen Nahrung für die Echsen dar, die wiederum für ein anderes Tier die Nahrung sind usw. So entsteht eine Nahrungskette, die Leben erlaubt. Letzte Schwierigkeit ist Wasser. In der Luft ist immer ein bisschen Feuchtigkeit. Morgens und nachts, wenn die Luft sich abgekühlt hat, entsteht Tau. Und diesen Tau können die Tiere zum Teil über ihre Haut auffangen und dann zu sich nehmen. Zum anderen fangen die Pflanzen das Wasser auf worüber dann wiederum die Tiere das Wasser aufnehmen, indem sie die Pflanzen Fressen. Es gibt dort z.B. ziemlich viele Oryx Antilopen. Diese fressen Gras, nehmen darüber Flüssigkeit zu sich und müssen deswegen niemals in ihrem Leben gezielt Wasser trinken.

 

Nachdem wir so viel gelernt hatten, ging es ganz beglückt auf in Richtung Sesriem über Solitaire. In einem kleinen Laden wurde dort noch eine Butter und drei Brote eingekauft und weiter ging's. In Sesriem angekommen, konnten wir unsere Visa ausnutzen und zum Preis von Namibianer*innen ein Zeltplatz bekommen. Bingo! Alles ausgepackt, ging es erstmal noch zum 5 km entfernten Sesriem Canyon. Dort gibt es eine kleine Wanderung durch den Canyon. Sehr schön, aber nicht wirklich anspruchsvoll. Um noch ein bisschen das Abenteuer zu suchen, gingen Steffen und ich getrennt von den anderen einen kleinen Umweg auf dem Rückweg zum Auto. Der führte uns parallel auch durch eine kleine Schlucht bis wir in einer Sackgasse landeten und die Sandwand hochstiegen, um dann am Rand entlang dem Canyon zu folgen bis wir die anderen von oben beobachten konnten und uns wieder mit ihnen trafen.

 

Am Abend hatten wir uns vorgenommen, den Sonnenuntergang von einer Düne anzuschauen. Dafür ging es mit dem Auto ein Stückchen in den Nationalpark hinein. Vor uns lag eine Düne aus rotem Sand, die überraschenderweise mit Gras bewachsen war. Hoch motiviert ging es an den Anstieg, der erst  einmal nicht allzu lang wirkte. Wir konnten das Ende schon sehen und freuten uns, die Aussicht genießen zu können. Doch jedes Mal wenn man dann die vermeintlich höchste Stelle erreicht hatte, tauchte eine neue Spitze auf. So ging das sicherlich für 45 Minuten bis wir dann tatsächlich ziemlich erschöpft und gerade noch so vor dem Sonnenuntergang oben ankamen. Gar nicht mal so spektakulär, gingen wir davon aus, dass der Sonnenaufgang bestimmt, von der Landschaft auf der gegenüberliegenden Seite aus betrachtet, eindrucksvoller werden müsste. Also entstand der Plan: nächsten Morgen Frühstück einpacken und auf der Düne beim Sonnenaufgang genießen.

 

Najaa hat dann nur so halb geklappt. Die Sonne war gar nicht mal so früh zu sehen, weil am Horizont noch eine Reihe von Bergen zu sehen war und Frühstück bei dem kalten Wind morgens dann doch gar nicht verlockend klang.

Gelohnt hat sich das frühe Aufstehen trotzdem. Man muss nämlich rechtzeitig beim Sossusvlei sein damit man nicht in die knalle Hitze zur Mittagszeit kommt. Also gar nicht lange gewartet und auf gings, erst auf einer super guten Teerstraße bis zum 2x4 Parkplatz. Dann Luft aus den Reifen lassen, Allrad rein und auf durch den 30 cm tiefen Sand. Das war aufregend, aber Steffen manövrierte uns geschickt durch den Sand, ohne steckenzubleiben. Props an ihn.

Beim zweiten Parkplatz angekommen, ging es zu Fuß weiter. Weiter durch tiefen Sand bis vor uns eine weite weiße Fläche mit vertrocknet Bäumen auftauchte. Das Deadvlei. Im ersten Moment gar nicht so beeindruckend, veränderte sich unser Blick mit jedem Schritt in Richtung Düne Big Daddy.

 

Namibia ist landschaftlich super vielfältig. Es gibt die unterschiedlichsten Landschaftsbilder, die man sich vorstellen kann. Der Sossusvlei gehört zu einer der Dünenlandschaften. Sie ist so besonders, weil die Dünen roten Sand haben und zu den größten der Welt gehören. Zwischen diesen Dünen liegt dann auch noch das Deadvlei. Das ist ein ausgetrockner See, in dem seit tausenden Jahren Bäume stehen, die nicht verrotten, weil es zu trocken ist. Also sieht es so aus, als hätte man mitten in der Wüste versteinerte Bäume zu stehen. Ein verrücktes Bild, das da entsteht. Dazu kommen die Farben, die ganz klar abgegrenzt in der Sonne leuchten. Das Weiß vom Kalk des ausgetrocknet Sees, das Rot der Dünen und dann das Blau vom wolkenlosen Himmel.

 

Um auf das Ganze noch einen besseren Blick zu haben (und sagen zu können, dass wir eine der höchsten Dünen der Welt hochgestapft sind,😉) ging es auch noch auf den Weg bergauf. Und das war ganz schön anstrengend. Über 300 m durch den tiefen Sand. Puh, da hab ich ganz schön geatmet... Aber oben wurden wir dann von einer Aussicht über die umliegende Dünenlandschaft und von einem sehr spaßigen Abstieg belohnt. Das ging echt so toll, da runterzuhüpfen und zu rennen. Am unteren Viertel mussten wir uns dann sogar richtig beeilen, weil der Sand durch die Sonne mit der Zeit immer heißer geworden war und an den Fußsohlen zu brennen begann.

Unten angekommen, ließen wir es uns nicht nehmen, noch ein bisschen Spikeball zu spielen. Das hat echt Spaß gemacht, war aber in der immer höher stehenden Sonne auch ziemlich anstrengend.

 

Zurück im Sesriem auf dem Campingplatz waren wir alle ganz schön fertig von der Hitze und der Sandwanderung, die uns in den Beinen steckte. Am Abend gab es wieder gut zu essen. Während wir so am Tisch saßen und die Sterne über uns glänzten, erspann sich ein sehr intensives Gespräch über unseren Aufenthalt hier und was der Freiwilligendienst für ein kontroverse Konzept ist. Warum sind wir hier? Ganz persönlich. Aber auch in einem größeren Kontext. Was repräsentieren wir? Wie funktioniert der Freiwilligendienst in die andere Richtung - Süd Nord? Welche Motive werden da von weltwärts, aber auch von dem ASC verfolgt? Wir sind hier vor allem für uns selbst. Reisen, was von der Welt sehen und dabei auch noch was Sinnvolles tun. Dabei andere Kulturen kennenlernen und in den Austausch gehen. Erfahrungen mit Menschen in Deutschland teilen und leben. Neue Perspektiven einnehmen, Erkenntnisse haben und mit diesen wieder nach Deutschland zurückkehren. Aber wenn wir wollten, könnten wir natürlich auch in Namibia bleiben. Das ist das, was ich immer selbst gesagt und auch von anderen gehört habe. Wie sieht es jetzt bei den Freiwilligen von hier aus? Sie werden nach Deutschland geschickt mit den klaren Worten, dass sie dort etwas lernen sollen, was sie dann wieder mit hierher in ihre Community bringen sollen, um diese weiterzubringen. Ihnen wird explizit gesagt, dass es kein Sprungbrett sein soll, um dann dauerhaft in Deutschland zu leben. Die Motivation liegt hier nicht im Kern darin, ihnen zu ermöglichen, sich selber weiterzuentwickeln, sondern einen Mehrwert für die Community hier vor Ort in Namibia zu bilden. Natürlich auch, in dem sie sich selbst weiterentwickeln, aber das eher als Mittel zum Zweck.

Als wir da so drüber redeten, bekam ich erst die Erkenntnis, dass das ganz schön schwierig ist. Schwierig zu vertreten und dann das Ganze als gut zu befinden.

An sich finde ich es immer noch gut, dass es dieses Programm überhaupt gibt. Aber ich habe vorher noch nie diese Perspektive betrachtet.

Zu unserem Freiwilligendienst ging es auch noch über das Thema Spendensammeln und wie ungleich die Schwierigkeit da auch unter den Freiwilligen ist, diese zu sammeln. Manche haben Glück und das Privileg, viel von Familie und Freunden zu bekommen. Andere haben keine große Familie und können so nicht einfach in einem bekannten Kreis fragen. Aus welchen Hintergründen kommen wir alle? Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber eigentlich kommen alle aus einer Familie mit akademischem Hintergrund. Alle haben Abitur gemacht, sind ihren Hobbys nachgegangen und haben ihr Leben gelebt, ohne große grundlegende Sorgen.

So unterhielten wir uns angeregt, während die Milchstraße über uns wanderte. Mit vielen Worten im Kopf, aber auch einem guten Gefühl, dass man nicht alleine mit all seinen Gedanken ist, ging es für mich ins Bett.

 

Am nächsten Morgen fuhren wir dann auf direktem Weg zurück nach Walvis, wo wir noch kurz einkaufen gingen und dann weiter zur Spitzkoppe fuhren. Mit dem Wissen, das man dort ziemlich gut Klettern kann, aber sonst mit nicht so großen Erwartungen, wurden wir positiv überrascht. Die Landschaft war beeindruckend. In der Nacht fanden wir eine etwas abgelegene Campsite, bei der wir in einem kleinen Beschlag zwischen Felsen unterkamen. Es war so mild, dass ich die Nacht mit offenem Zelt schlief und so unter den Sternen einschlief und vom Sonnenaufgang geweckt wurde.

 

Man konnte wirklich seeehr gut klettern und am nächsten Morgen schauten wir uns noch die 200-4000 Jahre alten Wandmalereien an. Zwei Guides erklärten uns einiges dazu und interpretieren die einzelnen Bilder. Alle Wandmalereien dienten der Kommunikation. Die Bilder stammen von den "Sun", die heute als die "Busch Männer" bekannt sind. Sie waren Nomaden, die immer den Tieren folgten, welche wiederum dem Regen, also dem Wasser, folgten. Dadurch wussten die Sun, wenn sie den Tieren folgten, würden sie Wasser und etwas zum Jagen haben. Wenn sie weiterzogen, hinterließen sie ihre Zeichnungen als Nachrichten für die nächsten Familien, die dort vorbeikommen sollten. Ein Nashorn zeigt z.B. die Richtung an, in der Wasser zu finden war. Es wurde dafür ausgewählt, weil Nashörner schon in großer Entfernung das Wasser riechen können. Ein Elefant sagte wegen seines Rüssels aus, dass Wasser in einer gewissen Tiefe zu finden ist, weil auch sie dieses riechen können. An einer anderen Stelle wurde der Tanz eines Medizinmannes aufgemalt. Dieser tanzte stundenlang, um in eine andere Welt oder Sphäre oder so was zu kommen.

 

 

 

Als wir danach wieder in das Auto stiegen, fuhren wir zurück nach Walvis, wo unser Trip sein Ende fand.

 

Am nächsten Tag wollten wir noch die Einsatzstellen von Rudi und Vanessa und den anderen besuchen. Am Nachmittag sind wir dann noch mit Schmiri zu ihrem Projekt „Playtime“ gegangen. Dort machten wir das Fußballtraining mit bevor wir wieder nach Hause gingen.

Am nächsten Tag fuhren wir wieder zurück in den Norden. Weil in diesen letzten Wochen so viel passiert ist und ich auch noch so viele Bilder dazu anhängen möchte, teile ich den Eintrag und packe den Rest in einen zweiten Beitrag.

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