Kurze Schulzeit, winterliche Ferien (Teil 2)

Am nächsten Morgen sollte es für uns schon früh wieder in Richtung zu Hause gehen. Allerdings dauerte die Rückfahrt in den Norden ungefähr 24Stunden, weil der Taxifahrer, mit dem wir nach Windhoek fahren wollten uns keine klaren Ansagen machen konnte. Wir waren darauf eingestellte, um 7 Uhr morgens loszufahren. Tatsächlich war er dann so gegen 10 Uhr da und brauchte dann nochmal 2 Stunden, um sein Taxi voll zu bekommen. Also fuhren wir so gegen 12 Uhr los. Um ca. 16:30 Uhr kamen wir in Windhoek an und holten uns noch Verpflegung bevor wir dann auch schon zum Intercape fuhren. Weitere 10 Stunden im Bus sitzen. Yeah. In Otji stiegen dann direkt auch noch Mathis und Paul dazu und kamen mit zu uns in den Norden. Netterweise mal wieder von Diouf abgeholt, fiel ich super erschöpft in mein Bett. Erst mal Ausschlafen war angesagt. Mathis und Paul verließen uns direkt auch wieder und fuhren weiter nach Okahao, um sich die Einsatzstelle von Leon und Yannik anzuschauen.

 

Für uns ging es am Donnerstag (02.06.) dann mal wieder nach längerer Zeit in unsere Schule. Die Kids haben sich total gefreut. Abends gab es dann noch Fußballtraining mit den Mädels. Ein Tag waren wir allein bevor dann Toni, Marlene und Luca aus Windhoek kamen, um uns auch zu besuchen. Am Freitag kamen sie mit in die Schule und haben den Unterricht mitgemacht. Ihnen wurden direkt Namen in sign language gegeben und die Kids umlagerten sie wie nicht anders zu erwarten. Abends fand auch endlich mal wieder Netball-Training mit Lina statt, was echt richtig Spaß gemacht hat. Danach ging es zu einem Treffen mit JP in seinem Restaurant. Da wurden wir alle erstmal eingeladen zu Pizza und Eis. Spontan kamen dann auch noch Mathis und Paul wieder dazu, die vorher in Okahao zu Besuch gewesen waren. Wir haben viel mit JP geredet und ein bisschen Ideen ausgetauscht für die Zukunft. Ich bin gespannt, was wir am Ende alles wirklich umsetzen werden. Geplant ist jetzt z.B., mit ihm und Naomi in den Caprivi (Nordosten von Namibia) zu fahren und dort in verschiedenen special schools ein paar Tage zu arbeiten.

 

Wieder zu Hause fielen wir alle (also sieben Leute in unserer schnuckligen kleinen Wohnung) todmüde ins Bett. Aber nicht für lang, denn um 5:30 Uhr klingelte ja schon wieder der Wecker für den Run Along. Also auf auf, fertig machen, Kids abholen und los zum 5 km Run. Naja, heute eher ein Spaziergang für Toni, Marlene und mich. Aber egal. Die Verlosung war wieder ein voller Erfolg. Und zwei der Kids und sogar Marlene gewannen etwas.

Danach führten wir beim RunAlong Spikeball ein und gewannen direkt einige, die richtig begeistert waren. Seit dem haben wir jetzt auch schon außerhalb vom Run Along häufiger und regelmäßiger spielen können.

 

Einige Spiele später ging's zurück und die Gruppe verteilte sich ein bisschen. Später kamen dann noch Ems und Phil, eigentlich um sich impfen zu lassen. Naja hat nicht ganz geklappt. Dafür haben sich alle nochmal zusammen gesehen. Auch schön. Dann gab es eine richtige Spielsession bevor sich Ems und Phil auch schon wieder verabschiedeten.

 

Am Sonntag stand ich morgens als erste auf und telefoniere mit zwei Freundinnen, die spontan über Pfingsten an die Ostsee gefahren sind. Ich war kurz irritiert, dass sich das gelohnt haben soll, weil ich ganz vergessen hatte, dass Pfingsten und damit ein langes Wochenende war. Hier spielt dieser Feiertag gar keine Rolle…

So nach und nach wachten dann auch die anderen auf und Toni, Marlene und Luca machten ein richtig leckeres Frühstück, das sie draußen in der Morgensonne aufbauten. Es war ein sehr angenehmes Frühstück mit einer sehr entspannten Unterhaltung. Einfach schön, mit den dreien nochmal mehr Kontakt gehabt zu haben!

Irgendwann standen die anderen auch auf und die drei Windhoeker mussten auch schon los. Die einen gingen und die anderen kamen.

 

Während ich eine gefühlt endlos große Wäsche wusch, aßen die anderen Frühstück, wir klärten ein paar Dinge und quatschten über dies und jenes. Nachdem ich dann irgendwann endlich mit waschen fertig war, ging es auch direkt mit den drei Spikeballspielen auf in die Schule, wo wir vorallem den älteren Jungs ein bisschen beibrachten wie das denn so funktioniert. Das hat richtig gut geklappt. Die Jungs sind schon nach kurzer Zeit immer besser geworden und hatten ihren Spaß. Zur gleichen Zeit wurden auf dem Netballfeld ein paar Runden Goalball gespielt.

 

So viel Zeit mit Leuten, die deaf sind - da haben Mathis und auch Paul ganz schön was gelernt. - Und das, obwohl Paul vorher meinte, dass er gar nicht so Lust hat, irgendwas Neues zu lernen. Aber er meinte am Ende auch, dass man das einfach so automatisch lernt, wenn man sich eben mit den Kids beschäftigt. Und genauso ist es, wenn der Kontakt erstmal da ist, merkt man, dass es gar nicht so schwer und kompliziert ist wie man im ersten Moment vielleicht denkt. Wir haben schon sooo viele Menschen hier getroffen, die irgendwie mitbekommen haben, dass wir gebärden und uns daraufhin angesprochen haben. Immer wieder erzählen wir dann, dass wir noch gar nicht so lange hier sind und ziemlich schnell die Basics der namibischen Gebärdensprache gelernt haben. Und immer wieder kommt dann die Reaktion, dass das einfach zu schwer sei. Oder "ah ich wollte das auch schon mal lernen"... Da kann auf jeden Fall bei vielen noch ein Umdenken stattfinden. Und das würde, glaube ich, viel leichter fallen, wenn erstmal eine Begegnung zwischen diesen, ja, fast schon „Welten“ (sind es ja gerade eigentlich nicht, aber manchmal fühlt es sich so an) statt finden würde. 

Am Abend ging es dann mit Mathis, Paul, Steffen, mir und zwei Jungs aus der Schule ins Tate Joe's, da einer von den beiden einen Pizzagutschein beim Run Along gewonnen hatte. Schon auf die langen Wartezeiten eingestellt, hatten wir zur Sicherheit mal ein Kartenspiel eingepackt und spielten dann auch eine recht lange Zeit alle zusammen. Das hat nach einigem Erklären in Gebärdensprache auch echt gut geklappt und das Warten angenehm aushalten lassen. Die Pizzen waren wieder mal ziemlich lecker und der Abend verflog.

 

 

Am Montag ging es mit Mathis und Paul in die Schule. Schon wieder waren wir also mit Gästen zu sehen und schon wieder waren es andere. Die Kids und auch die Lehrkräfte fanden das mittlerweile auch schon lustig und wir wurden ziemlich oft gefragt, wie viele es denn von uns gäbe xD. Im Unterricht spielten wir eigentlich die meiste Zeit und tanzten zu Musik. 

 

Am Nachmittag fand das letzte Mal Schwimmen mit den Kids der visual impaired section statt, bei dem Mathis und Paul auch noch dabei waren. Danach fuhren sie direkt nach Eenhana, um sich auch noch die Einsatzstelle dort anzuschauen.

Für uns war der Tag noch nicht vorbei und am späteren Nachmittag gaben wir ein Training in Weitsprung für Samstag, an dem die Paralympics Nationals von Namibia stattfanden.

 

Der Dienstag verlief ähnlich wie der Montag: recht voll. Vormittags hatten wir noch ein paar Stunden Unterricht. Am Nachmittag wollten wir den Mädels noch Spikeball zeigen. Gleichzeitig sollte ich nochmal Weitsprungtraining machen. Und Steffen war Einkaufen. Hat nicht soo super funktioniert, da ich nicht bei beidem gleichzeitig sein konnte und dadurch einfach die Bälle von den Spikeballspielen weggenommen wurden. Irgenwann musste ich die Spikeballspiele einsammeln. Da war ich ganz schön aufgebracht. Aber mehr noch enttäuscht... Zum späteren Nachmittag kam dann Steffen und es beruhigte sich alles wieder. Wir hatten recht spontan geplant, am Mittwoch ein Spikeballturnier zu veranstalten. Dafür haben wir die älteren Kids zusammen geholt und sie konnten sich in zweier Teams für Spikeball zusammen tun. Danach haben wir noch das letzte Mal Fußballtraining vor den Ferien mit den Mädels gegeben. Das Training verlief sehr entspannt und wurde durch einen sehr coolen Schlachtruf beendet.

 

Am Mittwoch gab es dann das relativ spontan entstanden erste Eluwa Spikeball Turnier. Und das ist sehr gut angekommen. Es hat einfach nur Spaß gemacht. Alle sind richtig aufgegangen beim Spielen. Besonders zum Ende hin wurden die Spiele auch tatsächlich spannend und es war erstaunlich was für starke Ballwechsel entstanden sind. Als alle Spiele vorbei waren, gab es natürlich auch noch eine Siegerehrung mit kleinen Preisen. Für die ersten drei Plätze gab es jeweils eine Banane, einen Apfel und eine Orange und für den ersten Platz gab es zusätzlich jeweils noch einen Gutschein für je zwei Pizzen. Und ich konnte es gar nicht richtig glauben, wie doll sich alle gefreut haben. Das war ein super Gefühl.

 

Nach dem ganzen Stress waren wir erstmal ganz schön kaputt, aber hatten am Nachmittag noch das letzte Mal vor den Ferien Schwimmen mit den Kids der HI (Hearing impaired section). Und die hatten richtiges Glück. Zum einen haben alle am Ende noch einen Snack bekommen und dann wurden wir sogar noch zur Schule mit dem Bucky von JP gefahren. Sehr entspannt für uns natürlich. 

Als wir wieder in der Schule ankamen, wirkte sie schon sehr leer, denn im Laufe des Tages waren immer mehr der Schüler*innen nach Hause gefahren.

 

Am Donnerstag und Freitag waren kaum noch Schüler*innen da. Deswegen konnten wir uns um mehr Organisatorisches kümmern. Dabei wurde uns definitiv nicht langweilig. Wir waren zum Teil länger in der Schule als wir es mit normalem Unterricht gewesen wären. Verrückt.

Am Nachmittag gaben wir nochmal ein bisschen Leichtathletiktraining mit Laufen, Kugelstoßen, Speerwurf und Weitsprung. Das war dann auch die letzte Trainingseinheit bevor es am Samstag zu den nationalen Paralympics gehen sollte.

 

Der Tag der Paralympic Nationals startete für uns mit einer kleinen Fahrradtour hier von Ongwediva bis nach Oshakati. Das ganze wurde von der Organisation „Inclusive Cycling“ angeregt, wodurch Menschen, die normalerweise nicht ohne Rollstuhl oder Krücken unterwegs sein können, mit durch die Hände angetriebene Fahrräder, die Möglichkeit bekommen, Fahrrad zu fahren. So fuhren wir als kleine Gruppe auf der Straße zum Stadion. Vorne fuhr JP mit seinem Auto, dahinter befanden sich sechs Liegefahrräder, die mit den Händen angetrieben wurden, dann ein Tandem, auf dem der Organisator zusammen mit einem blinden Mann saß und dann wir, die zusammen mit einer weiteren Frau auf hohen Fahrrädern den Abschluss bildeten. 

Unterwegs war ich sehr überrascht von den Reaktionen, die von den Menschen kamen, die uns unterwegs begegneten und sahen. Alle, ausnahmslos, reagierten absolut positiv. Manche lächelten uns nur zu, andere klatschten oder riefen sogar ein paar aufmunternde Worte zu uns. Das war wirklich ein tolles Erlebnis.

 

Im Stadion angekommen, waren die ersten Wettkämpfe schon am Laufen. Auch von unseren Kids waren schon einige auf der Laufbahn, so dass wir gleich kräftig anfeuern konnten. Und so verging auch der weitere Tag, wir setzten uns auf der Tribüne zu unseren Leuten und feuerten immer die gerade Laufenden an. Zwischendurch konnten wir JP noch helfen, indem wir die Medaillen für die Siegerehrung fertig machten oder noch ein paar Dinge besorgten. Ansonsten war es recht entspannt für uns. Und obwohl wir nicht so super viel zu tun hatten, verging die Zeit wie im Fluge. Nachdem alle offiziellen Wettkämpfe in den verschiedensten Leichtathletikdisziplinen abgeschlossen waren, hatten alle, die wollten, noch die Möglichkeit, die Liegefahrräder auszuprobieren und ein bisschen Bogen zu schießen. Das ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Und ich muss sagen, mit den Händen und Armen die Kraft zum Fahrradfahren aufzubringen, ist etwas ganz anderes als mit den Beinen. Schon nach kurzer Zeit merkte ich, dass meine Arme zunehmend müder wurden, aber der Spaß trieb mich immer weiter über die schöne glatte Tartanbahn. Als es dunkel wurde, ging es ans Zusammenräumen. Alle Fahrräder wurden in Auto und Anhänger geladen, der „Schießstand“ wurde auch weggeräumt und auf ging es nach 12 Stunden unterwegs sein in Richtung zu Hause. Die Kids haben sich wirklich super geschlagen und zahlreiche Gold-,Silber- und Bronzemedaillen abgesahnt.

 

In der letzten Woche begannen dann die Winterferien. Für alle Lehrkräfte war bis zum Mittwoch allerdings noch Anwesenheitspflicht. Passiert ist nicht mehr viel. Ich weiß gar nicht genau was die Lehrkräfte gemacht haben. Zum Teil wirkte es so, als wüssten sie selbst nichts so recht mit sich anzufangen. Es gab auf jeden Fall noch irgendwelche Konferenzen, bei denen wir aber nicht teilgenommen haben.  Wir hatten im Gegensatz dazu aber immer etwas zu tun. Wir haben uns mal wieder mit Abraham getroffen, um weiter Gebärdensprache zu lernen. Das hatten wir ja schon in den Weihnachtsferien gemacht und wollten das gelernte noch etwas weiter ausbauen. Außerdem haben wir gemeinsam mit einer Lehrerin der visual impaired section angefangen, Pläne zur Wiedereröffnung des schuleigenen Fitnessraumes zu schmieden. Einen solchen Raum gab es in der Vergangenheit schon mal an der Schule. Da dieser dann allerdings anderweitig genutzt werden sollte, befinden sich die Gerätschaften nun irgendwo in der Schule verteilt. Wir haben angefragt, ob wir einen leerstehenden Klassenraum als Fitnessraum umfunktionieren dürfen, da wir dann in den Ferien schon damit starten wollten, diesen dafür vorzubereiten. Leider erhalten wir die endgültige Antwort darauf erst nach den Ferien. Der Fitnessraum steht also ganz oben auf unserer To Do Liste für die Zeit nach den Ferien.

 

Außerdem haben wir uns in dieser Woche häufiger mal mit JP getroffen, um uns mit ihm im Bogenschießen zu messen. Dazu kommt, dass wir mit ihm und Naomi (seine Frau) im Kino waren und mit ihm einen vegetarischen Potjie Topf gekocht haben. Das ist ein Eintopf, der in einem großen Eisentopf direkt über dem Feuer gekocht wird. Dazu gab es ein selbstgemachtes mediterranes Ciabatta Brot, ebenfalls über dem Feuer gebacken. Das Endergebnis war wirklich sehr lecker und wir hatten einen schönen Abend mit Kochen Bogenschießen und tollen Gesprächen.

 

Das letzte Wochenende war ziemlich entspannt. Außer dem üblichen Run Along haben wir uns nur am Sonntag mal wieder mit ein paar Freunden zum Spikeball spielen getroffen. Den Rest der Zeit haben wir zu Hause verbracht, entspannt und ein paar liegengebliebene Sachen (wie Blog schreiben) nachgearbeitet. 

 

Nun sind es nur noch ein paar Tage, bis es zum nächsten Mal auf Reise geht. Am Freitag geht es nach Windhoek, von dort aus am Sonntag weiter zu unserer fünftägigen Wanderung durch den Fish River Canyon. Nach einem kurzen Zwischenstopp zu Hause fahren wir direkt weiter in die Zambezi-Region, um uns dort mit JP zu treffen und ihn bei seinen dortigen Projekten zu unterstützen.

 

 

Wie starken Muskelkater ich haben werde und was für Sternenbilder wir alles so gesehen haben werden, schreibe ich dann in meinem nächsten Blogeintrag. 

 

Bis dahin einen grandiosen Sommer euch!

Hanna

 

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